Was ist ein Ernährungssystem?

Wie, durch wen und unter welchen Bedingungen werden Nahrungsmittel produziert? Wie reisen Nahrungsmittel durch die Welt, bevor sie auf unseren Tellern landen? Was bedeutet dies für Mensch und Umwelt?

Kommen Sie mit auf eine interaktive Reise durch unser Ernährungssystem. Anhand von Beispielen erhalten Sie einen Einblick wie Nahrungsmittel produziert und verarbeitet werden und welche Herausforderungen dadurch entstehen.

Lassen Sie sich von Lösungen aus der Forschung der ETH Zürich inspirieren. Wir alle können dazu beitragen, die Art und Weise wie wir Nahrungsmittel produzieren, verarbeiten und konsumieren nachhaltig umzugestalten.

Der Weg unseres Essens vom Anbau bis zum Verzehr ist Teil des Ernährungssystems. Es umfasst alle Schritte, die zur Herstellung von Nahrungsmitteln erforderlich sind: Anbau, Verarbeitung, Transport, Vermarktung, Konsum und die Entsorgung von Resten. Viele Menschen sind daran beteiligt.

Das Ernährungssystem ist in den Rahmen eingebettet, den Gesellschaft, Politik, Ökologie und Wirtschaft vorgeben. Dieses Zusammenspiel müssen wir verstehen und als Ganzes betrachten, um das Ernährungssystem nachhaltig umzugestalten: Es soll uns Menschen gesund ernähren und gleichzeitig Umweltschutz und soziales Wohlergehen gewährleisten.

Es bedarf neuer Formen der Zusammenarbeit aller Beteiligten: von Bäuerinnen und Angestellten in der Industrie und im Handel, von Politikern, Forschern und Verbrauchern. Aus diesem reichen Erfahrungsschatz müssen Lösungen für ein nachhaltiges Ernährungssystem erarbeitet werden.

Das Ernährungssystem ist verantwortlich für

Unser Planet bietet allen Lebewesen die notwendigen Grundlagen: sauberes Wasser, fruchtbare Böden und eine hohe Artenvielfalt. Auch wir Menschen sind auf diese natürlichen Ressourcen angewiesen, um unsere Nahrung zu gewinnen.

Die natürlichen Ressourcen der Erde sind begrenzt und schwinden aufgrund unserer wirtschaftlichen Aktivitäten, die die Natur belasten. Insbesondere die Lebensmittelproduktion erschöpft Böden, verschmutzt Gewässer, senkt den Grundwasserspiegel und trägt zur Klimaerwärmung bei. Bereits heute muss die Landwirtschaft sich an den Klimawandel anpassen, während immer mehr Arten ihren Lebensraum verlieren und aussterben.

Unsere Lebensgrundlagen sind vielfach bedroht, und oft führt ein Problem zum nächsten. Es liegt in unserer Verantwortung, die natürlichen Ressourcen der Erde für zukünftige Generationen zu bewahren.

Globale Landnutzung für die Nahrungsmittel-produktion

Globale Landnutzung für die Nahrungsmittelproduktion

Klimagase durch die Landwirtschaft

Bedrohte Wälder

Wälder spielen eine zentrale Rolle für das Leben auf unserem Planeten: Sie bieten Lebensraum für viele Arten, schützen den Boden vor Erosion und regulieren den Wasserhaushalt. Durch die Bindung von Kohlenstoff und die Verdunstung von Wasser tragen sie zur Kühlung des Klimas bei. Diese Funktion allein reicht jedoch nicht aus, um den Klimawandel zu stoppen.

Durch die Abholzung von Wäldern gelangt Kohlenstoff in die Atmosphäre, was die Klimaerwärmung vorantreibt. Immer mehr Waldflächen verschwinden, da mehr Land für die Nahrungsmittelproduktion benötigt wird.

Schon seit Jahrhunderten roden Menschen Wälder, um mehr Landwirtschaft betreiben zu können. Heute werden in den Tropen vermehrt Weiden, Äcker und Plantagen angelegt, wo einst Regenwald stand.

Was sind die Gründe für die Abholzung der Tropenwälder?

Fast die gesamte globale Entwaldung erfolgt in tropischen und subtropischen Ländern. Zwischen 70% und 80% werden durch die Umwandlung von Primärwald in landwirtschaftliche Flächen oder Baumplantagen verursacht. Dargestellt ist die Aufschlüsselung dieser Ursachen im Durchschnitt der Jahre 2005 bis 2013.

Lebensgrundlage Boden

Die Landwirtschaft basiert auf dem Boden. Dort finden Pflanzen Nährstoffe, Wasser und Halt. Böden sind Lebensräume für eine Vielzahl von Lebewesen. Sie filtern und speichern Wasser und enthalten mehr Kohlenstoff als die gesamte Pflanzenmasse, was dazu beiträgt, das Klima zu stabilisieren.

Jedoch sind rund ein Drittel aller Böden beschädigt: Erosion, Versalzung, Verdichtung, Versauerung oder Verschmutzung haben sie so stark beeinträchtigt, dass sie von der Landwirtschaft nur noch eingeschränkt genutzt werden können.

Böden benötigen Schutz. Wir müssen sie nachhaltig nutzen. Dazu sind sowohl traditionelle Bewirtschaftungsmethoden als auch neue Ansätze und Technologien erforderlich.

Menschen betreiben seit Jahrtausenden Landwirtschaft. Sie haben Methoden entwickelt, Böden zu pflegen, Pflanzen anzubauen und Tiere zu halten. In armen Ländern leben über die Hälfte der Menschen von Landwirtschaft. Sie bearbeiten meist nur kleine Flächen, erzeugen aber den Grossteil aller Nahrung. Häufig verdienen sie damit nicht das Lebensnotwendige.

Um Lebensmittel zu produzieren, braucht es Ressourcen wie Wasser oder Land. Zu intensive Produktion schadet der Umwelt und dem Klima. Wir brauchen neue Wege, Lebensmittel zu produzieren.

Dafür müssen wir ebenso auf bäuerliches Wissen zugreifen wie auf neue Technologien. Mit künstlicher Intelligenz gesteuerte Roboter jäten präzis, so dass weniger Pflanzenschutz- und Düngemittel nötig sind. Über Apps können sich Produzierende austauschen. Anbaumethoden mit wenig Platzbedarf wie Salat-, Pilzoder Insektenzuchten sind auch in Städten möglich.

Anteil Personen mit Tätigkeit in der Landwirtschaft

Mit der Entwicklung der Länder sinkt der Anteil der Bevölkerung, der in der Landwirtschaft tätig ist. Während in ärmeren Ländern mehr als zwei Drittel der Bevölkerung in der Landwirtschaft beschäftigt sind, beträgt dieser Anteil in wohlhabenderen Ländern weniger als 5%.

Frauen in der Landwirtschaft

Frauen sind für die Produktion von fast der Hälfte der weltweiten Nahrungsmittel verantwortlich. Dennoch haben sie nur eingeschränkten Zugang zu Ressourcen wie Land, Bildung, Krediten und Mobilität.

Land

Bildung

Kredit

Mobilität

Frauen spielen eine zentrale Rolle für die Ernährungssicherheit. Ihr Wissen und ihre Fähigkeiten sind entscheidend für den Aufbau von Resilienz in der Landwirtschaft.
Würden Frauen den gleichen Zugang zu Ressourcen wie Männer haben, könnten die landwirtschaftlichen Erträge um 20-30% gesteigert und der Hunger in Entwicklungsländern um 12-17% reduziert werden.

Roboter und Drohnen für die Landwirtschaft

Die Digitalisierung führt in der Landwirtschaft zu einer Veränderung hin zum «Smart Farming». Roboter übernehmen Aufgaben von Landwirtinnen und Landwirten: Ferngesteuerte Gatter leiten Viehherden auf der Weide. Drohnen, ausgestattet mit Kameras und Sensoren, sammeln Informationen und ermöglichen eine präzise Dosierung von Nährstoffen. Softwareanwendungen können Krankheiten bei Pflanzen frühzeitig erkennen.

Auch im globalen Süden haben immer mehr Menschen Zugang zum Internet und anderen Informationstechnologien. Dies kann entscheidend sein, wenn Dürren und Extremwetterereignisse häufiger und intensiver werden.

Ob die technischen Möglichkeiten die Landwirtschaft der Zukunft tatsächlich «smart» gestalten, hängt davon ab, ob es gelingt, alle Faktoren zu berücksichtigen: die Technik, die Menschen, die Gesellschaft, Pflanzen und Tiere sowie die Umwelt.

Nahrungssicherheit dank Pflanzenzucht

Menschen betreiben Pflanzenzucht, um das Erbgut zu optimieren. Dazu selektieren sie die besten Pflanzen, kreuzen verschiedene Arten oder behandeln das Saatgut. Fast alle unsere Nahrungsmittel stammen von gezüchteten Sorten.

Die Pflanzenzucht macht kontinuierliche Fortschritte. Es besteht ein zunehmender Bedarf an Sorten, die widerstandsfähig gegen Schädlinge, Krankheiten oder Hitze sind. Dank der Züchtung gedeihen auch in unseren Breitengraden Kulturen aus wärmeren Gebieten wie die Sojabohne. Direkte Eingriffe ins Erbgut können ebenfalls zur Züchtung beitragen. In der Schweiz ist jedoch der Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen untersagt.

Die Pflanzenzucht leistet einen erheblichen Beitrag zur Sicherung der weltweiten Nahrungsmittelversorgung und zur Anpassung des Anbaus an veränderte Umweltbedingungen. Die Züchtung ist ein aufwendiger, langwieriger und kostspieliger Prozess. Neue Technologien können diesen Prozess jedoch beschleunigen. Grosse Unternehmen haben sich zusammengeschlossen und dominieren den Markt.

Seit Menschen das Feuer nutzen, verarbeiten sie Nahrung, um Lebensmittel sicherer, schmackhafter und haltbarer zu machen. Die Methoden der Lebensmittelverarbeitung haben sich im Laufe der Zeit verändert: Vor hundert Jahren mahlte der Müller das lokale Getreide in der Mühle, und Bäckereien verwandelten es in Brot. Heute verarbeiten Industriebetriebe Zutaten aus aller Welt zu Fertigprodukten.

Verarbeitete Lebensmittel sind unverzichtbar, um die Weltbevölkerung ausreichend zu ernähren. Diese Produkte sind sicher, nährstoffreich und erschwinglich, können jedoch ungesund sein, wenn sie einen hohen Fett- und Zuckergehalt aufweisen. Zudem kann ihre Herstellung einen hohen Energieverbrauch verursachen und der Umwelt schaden.

Die Forschung entwickelt kontinuierlich neue Verfahren, um Lebensmittel umweltfreundlicher zu verarbeiten. Dabei ist es wichtig, Verluste zu minimieren und Abfallprodukte zu verwerten. In der Zukunft könnten wir möglicherweise andere Nahrungsmittel konsumieren, wie zum Beispiel Algen oder künstliches Fleisch aus dem Labor.

Lebensmittel auf Reisen

Der Anteil der einzelnen Transportmittel an den gesamt zurückgelegten Kilometern für Lebensmitteltransporte. 

Lebensmittel werden vorwiegend mittels Seetransport befördert. Ungefähr die Hälfte aller in der Schweiz konsumierten Lebensmittel stammt aus dem Ausland. Ohne Importe hätten wir keinen Zugang zu exotischen Früchten, Kaffee und Schokolade. Auch Fleisch wäre Mangelware, da das Tierfutter hauptsächlich aus Südamerika importiert wird. Der weltweite Handel wächst stetig und trägt zur Ernährungssicherheit bei, indem er die Verfügbarkeit von Lebensmitteln erhöht.

Allerdings hat der globale Handel auch seine Schattenseiten. Viele Landwirte in Entwicklungsländern konzentrieren sich zunehmend auf den Anbau von Exportgütern, wodurch die Produktion von Nahrungsmitteln für den Eigenbedarf abnimmt. Dies führt zu einem Mangel an grundlegenden Nahrungsmitteln im Land, und die Bevölkerung ist auf Importe angewiesen. In vielen afrikanischen Ländern stammen die meisten Nahrungsmittel aus dem Ausland, was sie starken Preisschwankungen auf den internationalen Märkten aussetzt.

Algen - Rohstoff der Zukunft

Um allen Menschen genügend proteinreiche Nahrungsmittel zur Verfügung zu stellen, sind nachhaltige Alternativen zu Fleisch notwendig. Eine solche Alternative sind Mikroalgen. Diese mikroskopisch kleinen Organismen sind mit bloßem Auge nicht sichtbar. Sie treiben in Gewässern und können praktisch überall gedeihen. Bis heute sind etwa 44.000 Arten bekannt.

Mikroalgen wie Chlorella und Spirulina liefern Proteine mit essentiellen Aminosäuren, die unser Körper nicht selbst produzieren kann. Einige Algenarten enthalten in ihrer Trockenmasse bis zu siebzig Prozent Protein. Durch die Zugabe von Mikroalgen kann der Nährwert von Lebensmitteln gesteigert werden.

Die Kultivierung von Mikroalgen benötigt wenig Fläche. Sie wachsen schnell, sogar in Salz- und Abwasser. Die Anbaumethoden sind allerdings noch nicht vollständig optimiert und daher momentan noch kostspielig. Forscher der ETH Zürich arbeiten an Lösungen, um die Produktion von Mikroalgen effizienter zu machen. Auf diese Weise könnten sie in naher Zukunft unsere Ernährung bereichern.

Ohne Nahrung könnten wir nicht überleben. Ob alleine oder in Gesellschaft, wir konsumieren und genießen sie. Die Menschheit hat eine Fülle von Gerichten kreiert, und in allen Kulturen nimmt die Nahrung einen hohen Stellenwert ein. Dennoch geht fast ein Drittel aller Lebensmittel auf dem Weg zu uns verloren oder wird verschwendet.

Tag für Tag treffen wir die Entscheidung, was wir essen. Unsere Wahl hat sowohl Auswirkungen auf unsere Gesundheit als auch auf die Umwelt und die Lebensbedingungen der Bauernfamilien. Beim Einkaufen müssen wir zwischen Preis, Genuss, Gesundheit und Nachhaltigkeit abwägen.

Die Entscheidungen, die wir als Verbraucher treffen, beeinflussen langfristig die Produktion, den Handel und den Verkauf von Lebensmitteln. Dabei müssen wir eine Vielzahl von Informationen berücksichtigen – eine anstrengende, aber notwendige Aufgabe. Es ist an der Zeit, dass wir unsere Gewohnheiten ändern und aufhören, Lebensmittel zu verschwenden. Wir tragen eine Mitverantwortung dafür, dass sich alle Menschen weltweit ausreichend ernähren können.

Wir geben wenig für unser Essen aus

Anteil vom Haushaltseinkommen das für Lebensmittel ausgegeben wird. 

Die ganze Welt auf dem Teller

In der wohlhabenden Schweiz betrachten wir es als selbstverständlich, dass wir jederzeit Zugang zu allen Arten von Lebensmitteln haben. Die Geschäfte bieten eine beeindruckende Vielfalt, und in der Regel gibt es für jedes Produkt verschiedene Qualitätsstufen und Preiskategorien. Es ist bemerkenswert, dass fast die Hälfte aller in der Schweiz konsumierten Lebensmittel importiert wird. Obwohl Ernährungssysteme weltweit vernetzt sind, unterscheiden sich die Regionen dennoch stark voneinander.

Nicht jede Person kann sich eine gesunde Ernährung leisten

Anteil der Bevölkerung, die sich KEINE gesunde Ernährung leisten kann.

Welche Verschwendung!

Etwa jedes dritte Lebensmittel geht auf dem Weg vom Feld zum Teller verloren – oder wir werfen es weg. In der Schweiz fallen jährlich 2,8 Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle an. Dies entspricht pro Person etwa 330 kg oder 620 Franken, was vermeidbar wäre.

An allen Stationen der Produktionskette wird Nahrung verschwendet: Die Landwirtschaft entsorgt Obst mit Flecken oder krummes Gemüse, weil es nicht den Standards und Vorgaben entspricht. Verarbeitungsbetriebe verwerten nicht alle Nebenprodukte; bei der Käseherstellung fällt beispielsweise Molke an, die meist in Tierfutter oder in Biogasanlagen endet, obwohl sie auch für uns bekömmlich wäre. Restaurants servieren oft zu große Portionen und zu Hause bleibt das alte Brot unberührt.

Diese Verschwendung hat negative Auswirkungen auf das Klima und die Umwelt. Dies gilt insbesondere für Lebensmittel, die am Ende der Kette, in den Haushalten, im Müll landen. Denn für die Herstellung, Verarbeitung und den Transport von Lebensmitteln werden Boden, Wasser und Energie benötigt.

Food Waste der Schweizer Lebensmittelkette

Alle Akteure der Lebensmittelkette verursachen ingesamt 2,8 Millionen Tonnen Food Waste pro Jahr.

Alle Akteure der Lebensmittelkette verursachen insgesamt 2,8 Millionen Tonnen Food Waste pro Jahr.

Was wird am meisten weggeworfen?

Mengenmässige Verluste über alle Stufen der Lebensmittelkette in Kilo pro Person und Jahr:

Du bist am Ende der Reise angelangt

Blick aus dem All

Das Abholzen der Wälder beschleunigt den Klimawandel und das Artensterben und zerstört die Lebensgrundlage von traditionellen Gemeinschaften. Es ist schwierig, all diese verheerenden Folgen zu messen. Satellitenbilder von der Erdoberfläche helfen zu beurteilen, wie gross das Ausmass der Abholzung ist.

Forschende der ETH Zürich entwickeln Systeme, die erkennen, wie viel Kohlenstoff eine Fläche speichert. Mit hochauflösenden Satellitenbildern und weiteren Daten überwachen sie Urwälder und warnen, wenn abgeholzt wird. Das hilft Regierungen dabei, Wald zu erhalten und die Artenvielfalt zu schützen.

Nico Lang, EcoVision Lab, Institut für Geodäsie und Photogrammetrie, ETH Zürich
Jan Dirk Wegner, Institute for Computational Science, Universität Zürich & EcoVision Lab, Institut für Geodäsie und Photogrammetrie, ETH Zürich

Jeder Tropfen zählt

Im Einzugsgebiet des Júcar-Flusses im Osten Spaniens gedeihen Zitrusfrüchte. Auf vielen Plantagen werden die Bäume künstlich bewässert. Dafür braucht es viel Wasser, das jedoch knapp ist in dieser Region. In den letzten Jahren übernahmen viele Obstbauern die Tröpfchenbewässerung.

Forschende der Eawag wollten wissen, ob diese Methode weniger Wasser braucht und sich auf das Grundwasser auswirkt. Dafür verglichen sie im Júcar-Flussbecken verschiedene Bewässerungstechniken und Wetterdaten.

Die Auswertung zeigte, dass die Bewässerungstechnik entscheidend ist. Sie trägt mehr als der Klimawandel dazu bei, wie viel Wasser verdunstet und wie viel Grundwasser sich ansammelt.

Hong Yang, Sandra Pool, Joaquin Jimenez-Martinez, Mario Schirmer
Abteilung Wasserressourcen und Trinkwasser, Eawag

Böden in Gefahr

Wie die Landwirtschaft Böden nutzt, wirkt sich aus auf ihre Qualität. Wenn Geräte die Erde zu stark bearbeiten, schwemmt der Regen den Humus weg. Schwere Maschinen verdichten den Boden, so dass Pflanzen schlechter wachsen. Herkömmliche Methoden, um Böden von Unkraut zu befreien, entziehen ihnen Nährstoffe.

Im Projekt NORGS vergleichen Forschende in Versuchsfeldern unterschiedlich starke Arten der Bodenbearbeitung aus der konventionellen und der biologischen Landwirtschaft. Wenn Bäuerinnen und Bauern wissen, welche Methoden für ihre Böden am besten passen, hilft das, damit diese gesund bleiben.

Viviana Loaiza, Johan Six, Engil Pereira, Gruppe für Nachhaltige Agrarökosysteme Institut für Agrarwissenschaften, ETH Zürich 
Raphaël Wittwer, Marcel van der Heijden, Agroscope

Agrarökologie

Die Agrarökologie ist ein vielversprechender integrierter und ganzheitlicher Ansatz, der auf eine Umgestaltung der Lebensmittelsysteme abzielt. Im Mittelpunkt stehen die nachhaltige Erhaltung und der Schutz der biologischen Vielfalt und der natürlichen Ressourcen durch die gemeinsame Schaffung und Weitergabe von Wissen. Er basiert auf Bottom-up-, territorialen und interdisziplinären Prozessen, die kontextbezogene Lösungen für lokale Probleme liefern sollen. Besonderes Augenmerk liegt auf der Stärkung von Landwirten und anderen Akteuren des Lebensmittelsystems als wichtige Akteure des Wandels.

Erfahren Sie mehr über die 13 Prinzipien der Agrarökologie in der öffentlichen Vortragsreihe des World Food System Center

World Food System Center in Zusammenarbeit mit Nina Buchmann, Professur Graslandwissenschaften

Stimmen von Bäuerinnen

Die Wissenschaft im Bereich Landwirtschaft geht über Zahlen und Fakten hinaus. Viele Forschungsgebiete befassen sich mit ihr: sowohl Natur- als auch Sozialwissenschaften, insbesondere Wirtschaft und Politikwissenschaft. Um die Vielfalt des Ernährungssystems zu verstehen, ist es unabdingbar, mit den Beteiligten zu sprechen; mit Landwirtinnen, Händlern oder Politikerinnen.

Hier berichten Landwirte und Landwirtinnen aus Marokko, Äthiopien und Ghana. Drei Forscherinnen und Forscher haben ihre Arbeit untersucht, um aufzuzeigen, wie Menschen das Ernährungssystem prägen.

Kenza Benabderrazik, Luzian Messmer, Gruppe für Nachhaltige Agrarökosysteme, Institut für Agrarwissenschaften, ETH Zürich
Braida Thom, World Food System Center, ETH Zürich

Wunderpflanze Bohne

Die Ackerbohne stellt weltweit die bedeutendste Eiweißquelle für uns Menschen dar. Sie versorgt Bauernfamilien in den Tropen sowohl mit Nahrung als auch mit Einkommen. Die Kletterbohne, eine Untergruppe der Ackerbohne, zeichnet sich durch einen zwei- bis dreimal höheren Ertrag im Vergleich zu buschigen Arten aus. Aus diesem Grund wird sie von Landwirten, insbesondere in Ruanda, vermehrt angebaut. Allerdings ist ihr Anbau aufwendiger als der von Buschbohnen.

Im Rahmen des Projekts “Increbean” entwickeln Forschende der ETH Methoden zur Züchtung ertragreicherer Kletterbohnen, die einen höheren Eisengehalt aufweisen. Diese neuen Sorten tragen zu einer sichereren Ernährung bei, ohne den Boden zu belasten. Dank gezielter Züchtung kann die Landwirtschaft in diesem Fall nachhaltig intensiviert werden.

Bruno Studer, Beat Keller, Lotta Köppel, Molekulare Pflanzenzüchtung, Institut für Agrarwissenschaften, ETH Zürich
Bodo Raatz, Daniel Ariza, International Center for Tropical Agriculture

Kämpfe unter der Erde

Jedes Jahr gehen weltweit bis zu 20% der Ernteerträge durch Insektenschädlinge verloren. In der Vergangenheit wurden Insektizide zur Bekämpfung dieser Schädlinge eingesetzt. Diese haben jedoch negative Auswirkungen auf die Umwelt und unsere Gesundheit. Daher wurden viele Insektizide in Europa verboten. Dies hat zur Folge, dass Landwirtinnen und Landwirte nun nur begrenzte Möglichkeiten zur Bekämpfung von Insektenschädlingen haben.

Forschende an der ETH Zürich untersuchen den Einsatz von Nützlingen, wie Bakterien oder Pilzen, als nachhaltige und biologische Methode zur Bekämpfung von Schädlingen. Sie untersuchen, welche Nützlinge im Boden am effektivsten sind und wie die Kombination verschiedener Organismen die Ergebnisse weiter verbessern kann.

Dr. Monika Maurhofer, Plant Pathology, ETH Zürich
Dr. Anouk Guyer & Dr. Giselher Grabenweger, Agroscope

Tierfutter aus Insekten

Sojabohnen sind reich an Eiweiß und stellen daher einen wichtigen Bestandteil von Tierfutter dar. Der Anbau von Soja führt jedoch zu erheblichen Abholzungen von Regenwäldern und oft muss Soja über weite Strecken transportiert werden.

Insekten hingegen enthalten ebenfalls viel Eiweiß und können einfach und überall gezüchtet werden. Tierfutter aus Insekten ist daher nachhaltiger. Im Rahmen des Projekts “HenandFly” untersuchen Forschende der ETH, welche Insekten sich als Futter für Legehennen eignen. Dabei berücksichtigen sie Aspekte wie Nährstoffgehalt, Tierwohl und die Qualität der Eier.

Michael Kreuzer, Maike Heuel Gruppe für Tierernährung, Institut für Agrarwissenschaften, ETH Zürich

Mikroalgen auf dem Teller

Mikroalgen stellen eine hochwertige Nahrungsquelle dar: Sie enthalten Proteine, Omega-3-Fettsäuren sowie Mineralien und Vitamine. Die Mikroalge Spirulina ist bereits seit längerem als Nahrungsergänzungsmittel in Form von Pulver oder Pillen erhältlich.

Vermehrt gibt es auch Nudeln oder Brot, die Mikroalgen enthalten, allerdings enthalten sie nur geringe Mengen davon. Zukünftig könnten Mikroalgen als Proteinquelle für Fleischersatzprodukte dienen. Heutzutage bestehen diese hauptsächlich aus Soja, Erbsen oder Weizen.

Allerdings haben Mikroalgen auch nachteilige Eigenschaften: Bei hohen Dosierungen können sie Farbe und Geschmack von Lebensmittelprodukten verändern. Forscher der ETH Zürich arbeiten daran, neben grünen auch gelbe Mikroalgen zu züchten. Um Mikroalgen als nachhaltiges Lebensmittel zu vermarkten, muss die Produktion kosteneffizienter gestaltet werden.

Alexander Mathys, Sustainable Food Processing, ETH Zürich
Iris Haberkorn, Urban Microalgae-​Based Protein Production, Singapore-​ETH Centre

Versteckte Kosten unserer Ernährung

Was wir für unsere Lebensmittel bezahlen, entspricht oft nicht ihren tatsächlichen Kosten. Denn die Herstellung und der Verzehr haben häufig negative Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesundheit. Solche versteckten Kosten entstehen beispielsweise durch die Folgen von Übergewicht oder Treibhausgasemissionen.

Fleisch belastet sowohl die Umwelt als auch die Gesundheit stark. Sein wahrer Preis wäre vermutlich etwa doppelt so hoch. Obst und Gemüse hingegen sind gesundheitsfördernd; sie sollten günstiger sein. Die Berechnung der versteckten Kosten ist heute noch eine Herausforderung. Es lässt sich jedoch gut abschätzen, wie einzelne Lebensmittel die Umwelt beeinflussen.

Die Ökobilanz eines Lebensmittels erfasst dessen Umweltbelastung vom Anbau bis zum Verzehr. Sie berücksichtigt den Wasser- und Landverbrauch, den Schadstoffausstoß und den Einsatz von Pestiziden.

Alessa Perotti, ETH Zürich
Johan Six, Sustainable Agroecosystems, ETH Zürich
Martijn Sonnevelt, World Food System Center, ETH Zürich

Nährstoffe aus Abfällen

In Afrika ziehen immer mehr Menschen vom Land in die Stadt. Faktoren wie Überbevölkerung, Konflikte um die Landnutzung und der Klimawandel treiben die Menschen aus ihren Dörfern. Diese Landflucht belastet die Städte erheblich: Siedlungen wachsen unkontrolliert, oft ohne ausreichende Wasserversorgung und sanitäre Einrichtungen. Dies begünstigt die Ausbreitung von Krankheiten. Die Menschen leben dicht beieinander, und nirgendwo ist die Ernährungslage so unsicher wie hier.

Die unzureichende Versorgung mit Nahrung und mangelnde Hygiene sind Probleme, die einen umfassenden Lösungsansatz erfordern. Im Rahmen des RUNRES-Projekts arbeitet die ETH Zürich daher mit lokalen Teams aus der Demokratischen Republik Kongo, Ruanda, Äthiopien und Südafrika zusammen. Das Ziel von RUNRES ist es, aus städtischen Abfällen Nährstoffe für die Landwirtschaft zurückzugewinnen. Verschiedene Projekte konzentrieren sich auf die Verwertung von Grünabfällen, Lebensmittelresten oder Urin und Fäkalien.

Johan Six, Ben Wilde, Léon Späth, Kenza Benabderrazik, Gruppe für Nachhaltige Agrarökosysteme, Institut für Agrarwissenschaften, ETH Zürich

Pius Krütli, Mélanie Suchat, Transdisciplinarity Lab, ETH Zurich

Nachhaltigkeit der Ernährung

Unsere Welt sieht sich mit Umweltproblemen wie dem Klimawandel und Wassermangel sowie ernährungsbedingten Herausforderungen wie Unterernährung und Fettleibigkeit konfrontiert. Die Lebenszyklusbewertung von Lebensmitteln misst die Umweltauswirkungen von Lebensmitteln in Relation zu ihrer Nährstoffdichte (wie dem Protein- oder Zinkgehalt), und nicht pro Kilogramm des gesamten Lebensmittels.

Diese Bewertung ist für Akteure im Lebensmittelsystem, die an einer nachhaltigen Lebensmittelproduktion interessiert sind, von Nutzen. Dazu gehören beispielsweise Landwirte oder industrielle Lebensmittelverarbeiter, die den Nährstoffgehalt von Lebensmitteln steigern möchten (um Nährstoffmängel zu beheben), während sie gleichzeitig die Umweltbelastung reduzieren wollen.

Prof. Alexander Mathys, Head of the Sustainable Food Processing Laboratory, ETH Zürich

Insekten gegen Eisenmangel

Weltweit leiden schätzungsweise 2 Milliarden Menschen an Eisenmangel. In vielen Ländern stellen tierische Produkte wie Fleisch und Fisch die Hauptquelle für Eisen dar. Allerdings ist die Fleischproduktion mit negativen Umweltauswirkungen verbunden, wie beispielsweise der Abholzung von Wäldern und der Emission von Treibhausgasen.

Forschende der ETH Zürich haben untersucht, ob Insekten, insbesondere Mehlwürmer, eine nachhaltigere Quelle für Eisen sein könnten. Der Verzehr von Insekten mag für einige Menschen abschreckend sein, doch sie sind Teil der Ernährung von Millionen von Menschen weltweit. In einer klinischen Studie haben die Forscher die Eisenaufnahme aus Insektenmahlzeiten bei Menschen gemessen und festgestellt, dass Eisen aus Mehlwürmern gut vom Körper aufgenommen wird.

Prof. Michael B. Zimmermann, Human Nutrition

Dr. Diego Moretti, FFHS; Prof. Jürg Grunder, ZHAW

Tef: Grundnahrungsmittel in Äthiopien

Weizen, Reis und Mais sind die Hauptgetreidesorten der Welt. Doch auch viele andere Getreidearten sichern in bestimmten Regionen seit Generationen die Ernährung der Bevölkerung. Zum Beispiel wird in Uganda Fingerhirse angebaut, in Bolivien Quinoa und in Äthiopien Tef.

Tef stammt aus dem äthiopischen Hochland. Seit Jahrtausenden bauen Bäuerinnen und Bauern diese Hirsenart an. Tef hat die Kultur Äthiopiens geprägt. Es liefert Eiweiß, Mineralstoffe und Vitamin C. In städtischen Haushalten macht der Verbrauch von Tef bis zu einem Drittel des Lebensmittelbudgets aus. Die Menschen essen Tef meist in Form von Injera – das sind dünne, gesäuerte Fladenbrote.

Jeanne Tomaszewski, World Food System Center, ETH Zürich Johan Six, Gruppe für Nachhaltige Agrarökosysteme, Institut für Agrarwissenschaftn, ETH Zürich
Samuel Zeeman, Institut für Molekulare Pflanzenbiologie

NICE: Ernährung in städtischen Ökosystemen

Das Projekt Nutrition in City Ecosystems (NICE) der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) verknüpft die Angebots- und Nachfrageseite von Lebensmittelsystemen. Es integriert Frauen und Jugendliche, unter anderem durch Social-Business-Modelle, und stärkt lokale Regierungskapazitäten. Zunächst konzentriert sich das Projekt auf je zwei Sekundärstädte in Bangladesch, Kenia und Ruanda.

Der Fokus liegt auf der Steigerung der Produktion und Nachfrage nach nährstoffreichen und agrarökologisch erzeugten Lebensmitteln. Gleichzeitig sollen die Lebensmittelwertschöpfungsketten stärker auf die Ernährung ausgerichtet werden, um zur Verbesserung der Gesundheit beizutragen. Die ETH Zürich ist Partner in diesem Projekt.

Eine App gegen Food Waste

In der Schweiz verschwendet im Durchschnitt jede Person pro Jahr über 100 kg Obst und Gemüse. Der Großteil dieser Abfälle entsteht im Haushalt. Viele Menschen wissen nicht, wie sie Obst und Gemüse am besten lagern sollten. Bei welcher Temperatur bleiben Erdbeeren oder Paprika am längsten frisch? Und wie schnell schrumpft eine Gurke?

Forschende der Empa haben eine App entwickelt, die dabei hilft, Lebensmittelverschwendung zu vermeiden. Diese App bietet praktische Tipps zur Lagerung von Obst und Gemüse, um ihre Frische zu bewahren. So können wir alle einen Beitrag zur Reduzierung von Food Waste leisten.

Kanaha Shoji, Jörg Schemminger, Laboratory for Biomimetic Membranes and Textiles, Empa

This website was created by the World Food System Center at ETH Zurich.